Die Medizinische Task Force (MTF) ist eine bundesweit im Aufbau befindliche sanitätsdienstlich taktische Einsatzabteilung mit Spezialfähigkeiten im Zivilschutz und der bundeslandübergreifenden Katastrophenhilfe des Bundesministeriums des Innern. Die Konzeptentwicklung und Bereitstellung der Ausstattung werden durch das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe in Bonn geleistet.
Im Rahmen der gesamtstaatlichen Sicherheitsvorsorge hat der Bund nach Art. 73 Abs. 1 Nr. 1 des Grundgesetzes die Gesetzgebungskompetenz für den Schutz der Zivilbevölkerung im Verteidigungsfall. Für den Katastrophenschutz im Frieden hingegen ist diese Befugnis gemäß Art. 70 des Grundgesetzes den Ländern zugeordnet.
Bund und Länder haben sich 2002 in politischem Konsens auf die „Neue Strategie zum Schutz der Bevölkerung in Deutschland“ verständigt. Den gesetzlichen Vorlagen entsprechend verabschiedete die Innenministerkonferenz der Länder (IMK) im Jahre 2007 das neue Ausstattungskonzept des Bundes zu einem effektiven, ergänzenden Bevölkerungsschutz.
Das neue Ausstattungskonzept sieht hierzu u. a. zwei Kernelemente vor:
- die Analytische Task Force (ATF) zur Unterstützung der örtlichen Einsatzleitung mit Fachwissenschaftlern und Spezialtechnik bei komplexen CBRN-Lagen und
- die Medizinische Task Force (MTF) zur medizinischen Versorgung bei einem Massenanfall von Verletzten (MANF).

Definition und Aufgaben der MTF
Die MTF ist eine standardisierte, arztbesetzte, sanitätsdienstlich taktische Einsatzabteilung mit Spezialfähigkeiten zur Unterstützung bzw. Ergänzung regulärer Sanitätseinheiten des Katastrophenschutzes.
Sie ist nicht für den Einsatz vor Ort konzipiert, sondern um überörtliche Hilfeleistungen im Zivilschutzfall und der bundeslandübergreifenden Katastrophenhilfe bei einem MANV zu stellen. Dies insbesondere in der Schutz- und Versorgungsstufe 3 und 4, in dynamischen Flächenlagen bei zu erwartender zerstörter Infrastruktur. Bei zerstörter Infrastruktur ist damit zu rechnen, dass bestehende Kommunikations-, Versorgungs- und Verkehrsstrukturen wie Telefonnetze, Strom-, Wasser- und Gasleitungen oder Verkehrswege nur eingeschränkt oder überhaupt nicht funktionsfähig sind. Der Grundschutz in Form des Regelrettungsdienstes und des Katastrophenschutzes ist in solch einer Situation überlastet und die Ressourcen ausgeschöpft.
Die Aufgaben der MTF im Zivilschutzfall und der bundeslandübergreifenden Katastrophenhilfe beinhalten:
- Dekontamination Verletzter,
- Aufbau und Betrieb einer Verletztendekontaminationsstelle,
- Aufbau und Betrieb eines Behandlungsplatzes,
- weiträumiger Patiententransport.
Zusätzlich erlaubt die Ausstattung den Aufbau und Betrieb von Patientenablagen und/oder von Sichtungsstellen und/oder Verletztendekontaminationsstellen vor einem Krankenhaus sowie der Aufbau und Betrieb von Unfallhilfestellen.
Stärke, Gliederung und Länderstandorte
Zur Bewältigung von komplexen katastrophenmedizinischen Schadenslagen ist die MTF in fünf Teileinheiten untergliedert die einen modularen Aufbau erlauben:
- Führung,
- Dekontamination Verletzter,
- Behandlung,
- Patiententransport,
- Logistik.
Der Einsatz einer MTF ist sowohl als geschlossene Abteilung, als auch lageangepasst nach Bedarf in Form einzelner Teileinheiten möglich.
Teileinheit Führung
Die Führungskräfte der Teileinheit Führung leiten entweder die gesamte MTF oder eine oder mehrere Teileinheiten im Einsatz. Zu den Aufgaben gehören u. a. Voraus- und Erkundungskommando, die Verbindung zur Einsatzleitung vor Ort sowie die Einbindung der MTF-Einheiten in das Einsatzgeschehen. Bei Bedarf kann sie die selbstständige Führung des Sanitätsdiensteinsatzes vor Ort übernehmen.

Teileinheit Dekontamination Verletzter
Die Möglichkeiten dieser Teileinheit sind die Einrichtung und der Betrieb einer Patientenablage in einem kontaminierten Bereich. Zudem kann eine Verletzten-Dekontaminationsstrecke errichtet und betrieben werden.
Teileinheit Behandlung
Die Teileinheit Behandlung hat die Möglichkeit, einen Behandlungsplatz mit Einsatzkräften und ihrer Ausstattung zu ergänzen oder in der Versorgungsstufe 3 oder 4 selbstständig aufzubauen und zu betreiben. Die Teileinheit Behandlung umfasst 50 feste Versorgungsplätze für die Versorgung von traumatisch/thermischen Verletzungsmustern sowie auch ereignisunabhängige Notfallversorgung für akut Erkrankte.
Die Sanitätsmaterialien einer MTF erlauben die Behandlung von 2 x 50 Patienten, alternativ können 50 Patienten über 48 Std. medizinisch versorgt werden, falls kein Abtransport möglich ist. Als Planungsgrundlage für die zu erwartende Verteilung der einzelnen Sichtungskategorien dienen die Ergebnisse der 4. Sichtungs-Konsensus-Konferenz 2012 der Schutzkommission des BMI in Berlin.

Teileinheit Patiententransport
Durch diese Teileinheit stehen zusätzliche Transportkapazitäten für weiträumige Patiententransporte zur Verfügung. Neben der medizinischen Erstversorgung von Verletzten kann der überwachte Transport von zwei liegenden oder einem liegenden und einem sitzenden Patienten erfolgen.
Teileinheit Logistik
Die Teileinheit ist im Einsatz für die Organisation der Versorgung der MTF Teileinheiten mit Material und Verbrauchsgütern sowie kleinerer technischer Hilfen zuständig. Zudem organisiert die Logistik bei Bedarf auch Verpflegung für Verletzte und Erkrankte und Einsatzkräfte der MTF, sowie Ruheplätze und Sanitäranlagen.
Rahmenkonzept der MTF
Der Bund erstellt zurzeit im Benehmen mit den Ländern, den Bundesverbänden der Hilfsorganisationen und der Feuerwehr ein Rahmenkonzept für die MTF. Für die Teileinheit Führung, Behandlung und Patiententransport ist dieser Prozess bereits abgeschlossen. Die Teileinheit Dekontamination Verletzter und Logistik befinden sich noch, voraussichtlich bis 2016, in der Konzeptentwicklung.
Bundesweit sollen 61 MTF-Einsatzabteilungen aufgestellt werden. Jede MTF umfasst dann 22 Fahrzeuge mit 8 verschiedenen Fahrzeugtypen und 111 Helfer, welche in Doppelbesetzung vorzusehen sind.


Ehrenamtliche Helferinnen und Helfer
Für die Bewältigung der Aufgaben der Einsatzkräfte in der MTF wird eine MTF-spezifische Zusatzausbildung notwendig. Diese baut auf die friedensmäßige Katastrophenschutzausbildung der Länder auf.
Die Medizinische Task Force ist ohne das ehrenamtliche Engagement mitwirkender Helferinnen und Helfern aus den professionell aufgestellten Organisationen nicht denkbar. Die ehrenamtliche Arbeit, freiwillig im Zivil- und Katastrophenschutz mitwirkenden Helferinnen und Helfern, gilt es weiterhin zu fördern und für die Zukunft zu sichern.
Fazit
Nach dem Rettungsdienst und dem Katastrophenschutz wird die Medizinische Task Force die letztmögliche anzufordernde sanitätsdienstliche Einheit für den Zivilschutzfall und die bundeslandübergreifende Katastrophenhilfe zur präklinischen Versorgung von Verletzten sein. Es bedarf daher bei allen Beteiligten der intensiven Bemühung um die ehrenamtliche Mitarbeit im Bevölkerungsschutz dauerhaft sicher zu stellen, den fachlichen Konsens des MTF Rahmenkonzeptes mitzutragen und die Einführung der MTF auf Standortebene weiterhin umzusetzen.
Crisis Prevention 1/2015
Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe
Provinzialstr. 93
53127 Bonn
Tel.: 022899/550-0
E-Mail: MTF@bbk.bund.de